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Gustave Falconnier in Beton und Eisen
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Paper: 8 of 11

Die Glasbausteine System Falconnier.

Eine der wichtigsten Anwendungen des Eisenbaues sind die Verbindungen des Eisens mit Verglasungen. Wer immer sich in diese Details vertieft hat, wird wissen, daß die Vereinigung der beiden Baustoffe zu einem tadellosen Ganzen keine so einfache Sache ist und er wird daher auch jene Versuche mit Interesse verfolgen, die dafür einen vollwertigen Ersatz bieten. Hierbei kommt in erster Linie der Eisenbeton in Betracht. Anwendungen dieser Art hat seinerzeit schon Th. Hyatt versucht,
Ausstellungspavillon in Berlin
Abb. 1. Ausstellungspavillon in Berlin
und verzeichnet das amerikanische Patentamt aus dem Jahre 1879 einige Patentschriften für Oberlichte dieser Art. Seine Ideen haben erst 25 Jahre später an derselben Stelle in größerem Maße Anwendung gefunden. Heft 5, 19041 enthält diese ausführlich beschrieben, wie sie bei der New-Yorker Untergrundbalm ausgeführt worden sind.
Wie ersichtlich, liegt also die ganze Frage heute noch in den bescheidensten Anfängen und es ist klar, daß die Glasbausteine in Eisenbeton noch nicht jene Einführung, Verbreitung und Beachtung gefunden haben, die sie verdienen, da sich nicht nur jede Wand, sondern auch jeder Obergurt eines derartigen Oberbodens ohne weitere Vorkehrungen zur Aufnahme solcher Glasbausteine eignet, was beim reinen Eisenbau natürlich nicht der Fall ist. Hier gibt der Beton sofort den passenden Rahmen für die Glasbausteine. Vom statischen Standpunkt kommt nur die Frage in Betracht, daß die einbetonierten Steine imstande sein sollten, denselben Druck wie der übrige Beton auszuhaken. Wie bekannt, ist einerseits bei Rippenplatten die Inanspruchnahme des Obergurts gewöhnlich eine geringe, so daß man auf seine Mitwirkung teilweise oder ganz Vezicht leisten kann, wenn man es nicht vorzieht, die Glasbausteine in den Druck selbst einzubeziehen, wozu sie alle, ob voll oder hohl, hinreichend geeignet sind.
Type 8.
Type 8
Type 12.
Type 12
Abb. 2.
So wurden z. B. die hohlen Glasbausteine, Patent Falconnier, im Jahre 1897 vom mech.-techn. Laboratorium d. kgl. technischen Hochschule in München einer Festigkeitsprüfung unterzogen, welche folgende Durchschnittswerte lieferte:
Type Nr. 9. Druck gegen die kleinen Stirnflächen (entsprechend ihrer Verwendung, da die Glasbausteine immer stellend vermauert werden) durchschnittlich 1400 kg
Type Nr. 9. Druck gegen die schrägen Seitenflächen (kommt in der Praxis nicht vor) durchschnittlich 1100 kg
Type Nr. 7. Druck gegen die Seitenflächen des Sechseckes durchschnittlich 1800 kg
In Abb. 2 Huden sich die Typen 8 und 12 als die heute üblichsten Formen dargestellt.
Die Type Nr. 12 war damals noch nicht im Verkehr, ist jedoch der Type Nr. 7 mit bezug auf Festigkeit zum mindesten gleichzustellen. Reduziert auf den Quadratzentimeter, so ergab die damalige Prüfung bei diesem Hohlkörper 32 kg/cm². Da bei der üblichen Biegungsrechnung die doppelte Würfelfestigkeit eingesetzt werden muß, so ergiebt dies bei der hier üblichen vierfachen Sicherheit 16 kg/cm² als zulässig; eine Zahl, die sich durch entsprechende Konstruktion des Steines natürlich erhöhen läßt. Man dürfte gewöhnlich weit weniger bedürfen, aber sonst mit ihr oder höchstens mit 20 kg/cm² immerhin sein Auskommen finden.
Ventilator zu 8.
Ventilator zu 8
Abb. 3.
Was die Lichtdurchlässigkeit anlangt, so stehen die Glasbausteine Ealconnier obenan, da sie einen luftdicht abgeschlossenen Hohlraum enthalten und so ihre Klarheit stets bewahren. Solche Wände sind hell und durchscheinend, ohne daß man die Gegenstände im Inneren klar erkennt. Sie ersetzen also auf diese Weise das Milchglas. Außerdem ist die eingeschlossene Luft ein vorzüglicher Isolator gegen Kälte, Geräusch und Feuchtigkeit.
Von besonderem Interesse ist der Umstand, daß eine Betonmauer mit Oeffhungen in Falconnier-Glassteinen als vollkommen feuersicherer Abschluß gelten kann im Gegensatz zu Fensteröffnungen mit gewöhnlichem Glas. Dort, wo ein besonderer Schutz nötig ist. werden die Falconniersteine in neuerer Zeit auch mit ein- oder zweiseitigem Drahtmantel geliefert. Es sei dazu auf die in den verschiedenen Hauptstädten vorgenommenen Prüfungen auf Feuersicherheit verwiesen. Ebenso haben Ventilatoren in Zinkblech (Abb. 3) von der Form eines einzelnen Steins Eingang gefunden, die an beliebiger Stelle, seies sofort, sei es nachträglich, angebracht werden können. Die Abb. 4 zeigt eine Ausführung, wo in (1er Ginssteinmauer besonders noch kleine Fenster angebracht wurden.
Um die Bedeutung dieser Anwendung für den Eisenbeton ins rechte Licht zu rücken, darf man nicht vergessen, daß die in Eisenbeton hergestellten Fabrikbauten eigentlich nur aus einem Gerippe von Säulen und Trägern bestehen und daß in diesen großen Rechtecken angebrachte gewöhnliche Fenster bei entsprechender Größe eine Verbindung mit besonderen Füllmauern aus Ziegeln nicht nötig hallen würden (Abb. 5). Dies ist jedoch mit gewöhnlichen Fenstern aus mehrfachen Gründen, so wünschenswert es auch ist, nicht möglich. Man muß sich dort mit der Lichtquelle auf kleinen Flächen beschränken. Mit Falconniersteinen läßt sich aber die ganze Fläche zur Beleuchtuni, in einheitlicher Form heranziehen.
Es ist dies die einzige Verglasungsart, welche die Auflösung der Fronten in Beton-Tragpfeiler und dazwischenliegende volle Lichteinfallsflächen ohne Umrahmungen oder Abteilungen gestattet. Auf diese Weise wird die vorzüglichste seitliche Beleuchtung, selbst der größten Räume, gesichert, wobei noch die günstige Lichtverteilung der optisch fassonnierten Glasbausteine in Betracht kommt, welche das Licht nach allen Seiten viel weiter zerstreuen als beim Einfalle durch gewöhnliche Fenster, ohne daß die Nachteile der gewöhnlichen Fenster, z. B. die Heizungsfrage großer Räume betreffend, in Betracht kämen, da die Glasbausteine weit besser isolieren als Doppelfenster und auch gegen Durchsicht und Schall (Zwischenwänden) genügend Schutz bieten.
Maschinehalle von J. M. voith in Heidenheim i. B. Straßenbahn-Remise in Stuttgart
Abb. 4. Maschinehalle von J. M. voith in Heidenheim i. B. Abb. 5. Straßenbahn-Remise in Stuttgart.
Da die Vermauerung der Glasbeusteine genau so wie bei Ziegeln erfolgt, in Flächen bis zu 10 m² ohne weitere Versteifung, wäre auch in konstruktiver Hinsicht nur noch zu bemerken, daß die Glasbausteine zu schrägen Dachoberlichten und shedartigen Verglasungen sich ebenso gut eignen wie zu direkten Fenstern, und daß diese Grenzen nur durch die Dilatation des offenen eisernen Rahmens gegeben erscheinen, während dort, so wie beim Eisenbeton der Rahmen versenkt ist, diese Grenzen nicht in Betracht kommen.
Die Verglasung mit Glasbausteinen, Patent Falconnier, sellt sich, da in den meisten Fällen weder Einrahmungen noch Eisenkonstruktionen notwendig wind, bei geraden Flächen nicht teurer als Doppelfenster aus gewöhnlichem starken Fensterglase, für Dacheindeckungen zumeist sogar billiger. Dabei fällt ins Gewicht, daß Bruch und infolge dessen Reparaturen nahezu ganz ausgeschlossen sind und die einmalige Verglasung von unbegrenzter Dauerhaftigkeit ist. (Schluß folgt.)

1 Vaut-light construction by Tucker & Vinton in New-York.

Beton und Eisen, Volume 4, 1905, page 105 Beton und Eisen, Volume 4, 1905, page 106 Beton und Eisen, Volume 4, 1905, page 107
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