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Gustave Falconnier in Beton und Eisen Home > Falconnier > Articles > Beton und Eisen |
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Eine der wichtigsten Anwendungen des Eisenbaues
sind die Verbindungen des Eisens mit Verglasungen. Wer immer sich in diese
Details vertieft hat, wird wissen, daß die Vereinigung der beiden
Baustoffe zu einem tadellosen Ganzen keine so einfache Sache ist und er
wird daher auch jene Versuche mit Interesse verfolgen, die dafür einen
vollwertigen Ersatz bieten. Hierbei kommt in erster Linie der Eisenbeton in
Betracht. Anwendungen dieser Art hat seinerzeit schon
Th. Hyatt versucht,
Wie ersichtlich, liegt also die ganze Frage
heute noch in den bescheidensten Anfängen und es ist klar, daß
die Glasbausteine in Eisenbeton noch nicht jene Einführung, Verbreitung
und Beachtung gefunden haben, die sie verdienen, da sich nicht nur jede
Wand, sondern auch jeder Obergurt eines derartigen Oberbodens ohne weitere
Vorkehrungen zur Aufnahme solcher Glasbausteine eignet, was beim reinen
Eisenbau natürlich nicht der Fall ist. Hier gibt der Beton sofort den
passenden Rahmen für die Glasbausteine. Vom statischen Standpunkt kommt
nur die Frage in Betracht, daß die einbetonierten Steine imstande
sein sollten, denselben Druck wie der übrige Beton auszuhaken. Wie
bekannt, ist einerseits bei Rippenplatten die Inanspruchnahme des Obergurts
gewöhnlich eine geringe, so daß man auf seine Mitwirkung
teilweise oder ganz Vezicht leisten kann, wenn man es nicht vorzieht,
die Glasbausteine in den Druck selbst einzubeziehen, wozu sie alle, ob
voll oder hohl, hinreichend geeignet sind.
So wurden z. B. die hohlen Glasbausteine, Patent
Falconnier, im Jahre 1897 vom mech.-techn. Laboratorium d. kgl. technischen
Hochschule in München einer Festigkeitsprüfung unterzogen,
welche folgende Durchschnittswerte lieferte:
In Abb. 2 Huden sich die Typen 8 und 12 als
die heute üblichsten Formen dargestellt.
Die Type Nr. 12 war damals noch nicht
im Verkehr, ist jedoch der Type Nr. 7 mit bezug auf Festigkeit zum
mindesten gleichzustellen. Reduziert auf den Quadratzentimeter, so ergab
die damalige Prüfung bei diesem Hohlkörper 32 kg/cm². Da
bei der üblichen Biegungsrechnung die doppelte Würfelfestigkeit
eingesetzt werden muß, so ergiebt dies bei der hier üblichen
vierfachen Sicherheit 16 kg/cm² als zulässig; eine Zahl, die sich
durch entsprechende Konstruktion des Steines natürlich erhöhen
läßt. Man dürfte gewöhnlich weit weniger bedürfen,
aber sonst mit ihr oder höchstens mit 20 kg/cm² immerhin sein
Auskommen finden.
Was die Lichtdurchlässigkeit
anlangt, so stehen die Glasbausteine Ealconnier obenan, da sie einen
luftdicht abgeschlossenen Hohlraum enthalten und so ihre Klarheit stets
bewahren. Solche Wände sind hell und durchscheinend, ohne daß
man die Gegenstände im Inneren klar erkennt. Sie ersetzen also
auf diese Weise das Milchglas. Außerdem ist die eingeschlossene
Luft ein vorzüglicher Isolator gegen Kälte, Geräusch und
Feuchtigkeit.
Von besonderem Interesse ist der Umstand,
daß eine Betonmauer mit Oeffhungen in Falconnier-Glassteinen
als vollkommen feuersicherer Abschluß gelten kann im Gegensatz zu
Fensteröffnungen mit gewöhnlichem Glas. Dort, wo ein besonderer
Schutz nötig ist. werden die Falconniersteine in neuerer Zeit auch
mit ein- oder zweiseitigem Drahtmantel geliefert. Es sei dazu auf die
in den verschiedenen Hauptstädten vorgenommenen Prüfungen
auf Feuersicherheit verwiesen. Ebenso haben Ventilatoren in Zinkblech
(Abb. 3) von der Form eines einzelnen Steins Eingang gefunden, die an
beliebiger Stelle, seies sofort, sei es nachträglich, angebracht
werden können. Die Abb. 4 zeigt eine Ausführung, wo in (1er
Ginssteinmauer besonders noch kleine Fenster angebracht wurden.
Um die Bedeutung dieser Anwendung für
den Eisenbeton ins rechte Licht zu rücken, darf man nicht vergessen,
daß die in Eisenbeton hergestellten Fabrikbauten eigentlich nur aus
einem Gerippe von Säulen und Trägern bestehen und daß
in diesen großen Rechtecken angebrachte gewöhnliche Fenster
bei entsprechender Größe eine Verbindung mit besonderen
Füllmauern aus Ziegeln nicht nötig hallen würden
(Abb. 5). Dies ist jedoch mit gewöhnlichen Fenstern aus mehrfachen
Gründen, so wünschenswert es auch ist, nicht möglich. Man
muß sich dort mit der Lichtquelle auf kleinen Flächen
beschränken. Mit Falconniersteinen läßt sich aber die
ganze Fläche zur Beleuchtuni, in einheitlicher Form heranziehen.
Es ist dies die einzige Verglasungsart,
welche die Auflösung der Fronten in Beton-Tragpfeiler und
dazwischenliegende volle Lichteinfallsflächen ohne Umrahmungen oder
Abteilungen gestattet. Auf diese Weise wird die vorzüglichste seitliche
Beleuchtung, selbst der größten Räume, gesichert, wobei noch
die günstige Lichtverteilung der optisch fassonnierten Glasbausteine in
Betracht kommt, welche das Licht nach allen Seiten viel weiter zerstreuen als
beim Einfalle durch gewöhnliche Fenster, ohne daß die Nachteile
der gewöhnlichen Fenster, z. B. die Heizungsfrage großer
Räume betreffend, in Betracht kämen, da die Glasbausteine weit
besser isolieren als Doppelfenster und auch gegen Durchsicht und Schall
(Zwischenwänden) genügend Schutz bieten.
Da die Vermauerung der Glasbeusteine genau
so wie bei Ziegeln erfolgt, in Flächen bis zu 10 m² ohne weitere
Versteifung, wäre auch in konstruktiver Hinsicht nur noch zu bemerken,
daß die Glasbausteine zu schrägen Dachoberlichten und shedartigen
Verglasungen sich ebenso gut eignen wie zu direkten Fenstern, und daß
diese Grenzen nur durch die Dilatation des offenen eisernen Rahmens gegeben
erscheinen, während dort, so wie beim Eisenbeton der Rahmen versenkt
ist, diese Grenzen nicht in Betracht kommen.
Die Verglasung mit Glasbausteinen, Patent
Falconnier, sellt sich, da in den meisten Fällen weder Einrahmungen noch
Eisenkonstruktionen notwendig wind, bei geraden Flächen nicht teurer
als Doppelfenster aus gewöhnlichem starken Fensterglase, für
Dacheindeckungen zumeist sogar billiger. Dabei fällt ins Gewicht,
daß Bruch und infolge dessen Reparaturen nahezu ganz ausgeschlossen
sind und die einmalige Verglasung von unbegrenzter Dauerhaftigkeit ist.
(Schluß folgt.)
1 Vaut-light construction by Tucker & Vinton in New-York.
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